Gestern berichtete der deutsche Journalist Patrick Leclerq in der ARD-Tageschau von den libanesischen Wahlen und beschrieb den Lagerwahlkampf faktisch als Wahl zwischen der Westlichen Welt und dem Islam. Während die westorientierte Imperial- und Herrenmenschen- und Schubladendenkweise offenbar kaum aus den Köpfen von Hofjournalisten herauszubekommen ist, wurde in dem Bericht eine neue Begrifflichkeit verwendet, die aufschrecken ließ: Er sprach auf einer “abtrünnigen Christenfraktion“. Siehe

http://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/ts12562.html (ab ca. Minute 14)

Was aber sind “abtrünnige Christen“? handelt es sich dabei um Christen, die dem Christentum abgeschworen haben? Das war nicht der Fall. Jene Personen glauben weiterhin an die Kreuzigung Christi und feiern Weihnachten, Ostern und Pfingsten. Sie besuchen die Kirchen sogar viel intensiver, als ihre westlichen Glaubensgeschwister. Mit “abtrünniger Christenfraktion“ waren jene Christen im Libanon gemeint, die eine Koalition mit der Hizbullah eingegangen waren und sich damit gegen den westlichen Einfluss in ihrer Heimat wehren wollten.

Das aktuelle bekannt gegebene Wahlergebnis “schmeckt“ der westlichen Welt – zumindest nach ersten Verlautbarungen – recht gut, denn das “westliche Lager“ hat offenbar gewonnen. Dass ein Land wie der Libanon auch eigene Interessen haben könnte, und diese Interessen von beiden “Lagern“ z.B. antizionistisch sind, passt nicht ins westliche Weltbild. Aber noch weniger passt es ins westliche Weltbild, wenn Christen mit ausgerechnet jenen kooperieren, die ihr eigenes Land gegen israelische Angriffe erfolgreich verteidigt hat. Insofern werden Christen, also eigene Glaubensbrüder und eigene Glaubensschwestern, die mit solche Muslimen kooperiert haben, die gegen das fundamentale westliche Interesse sind, Israel jegliche Aggression zu gewähren, als “Abtrünnige“ bezeichnet.

So eine “Abtrünnige“ ist z.B. die berühmteste Sängerin des Libanon Julia Boutros; eine überzeugte und bekennende Christin. Nach dem Libanonkrieg 2006 durch Israel sang sie ein Lied als Ehrung der Märtyrer insbesondere auch der Hizbullah, was ihren Popularitätsgrad noch einmal steigerte. Im Oktober 2006, wenige Monate nach dem Libanonkrieg veröffentlichte Sie das Lied „Ahibba’i“ (Meine Lieben). Der Text basierte nach ihren eigenen Angaben auf einer Botschaft, die Seyyid Hassan Nasrullah während des Krieges an die Frontkämpfer geschickt hatte. Der Dichter Ghassan Matar formte die verwendeten Textpassagen in eine Liedform um und die Melodie wurde von ihrem Bruder Ziad Boutros komponiert, der als einer der bekanntesten Liederkomponisten des Landes gilt. Der Erlös sollte den Familien der Märtyrer, vorwiegend Kämpfer der Hizbullah zugute kommen. Die Einnahmen sollen mehrere Millionen EUR betragen haben, die sie den Familien zur Verfügung gestellt hat.

Gleichzeitig zu der vom Deutschen Fernsehen zu der “Abtrünnigen“ Christenfraktion vermeldeten Nachricht, gab es eine andere Nachricht, die Christen in Deutschland viel mehr betreffen, aber in der Tagesschau nicht erwähnt wurde: Der neue Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt, setzt sich für ein volles Adoptionsrecht für Schwule und Lesben ein.

Wir überlassen es unseren zahllosen christlichen Leser darüber zu entscheiden, was “Abtrünnig“ ist, und wer die Ideale des Christentums verrät, Christen, die in höchsten christlichen Ämtern unschuldige Kinder an Homosexuelle Paare anvertrauen wollen, oder Christen, die im Libanon eine Kooperation mit Muslimen eingehen, weil sie das Land vor genau diesem westlich-kulturellen Einfluss schützen möchten.